Warum ist ein Coaching nur so gut, wie die Erwartung?

Warum ist ein Coa­ching nur so gut, wie die Erwar­tung?

Zahl­rei­che wis­sen­schaft­li­chen Stu­dien haben belegt, dass die Erwar­tung, sich auf eine bestimmte Weise zu füh­len, die Gedan­ken und das Ver­hal­ten beein­flus­sen. So wurde in einer Stu­die etwa eine Komö­die anschlies­send als lus­ti­ger bewer­tet, wenn Per­so­nen vor­her lasen, dass der Film beliebt und preis­ge­krönt sei (vgl. Geers & Las­si­ter 1999).

In einer wei­te­ren Stu­die, die kürz­lich im Bri­tish Jour­nal of Edu­ca­tio­nal Psy­cho­logy ver­öf­fent­licht wurde, konnte kürz­lich belegt wer­den, dass die blosse Erwar­tung, dass ein Vor­trag lang­wei­lig sein wird, sich in eine selbst­er­fül­lende Pro­phe­zei­ung ver­wan­delt (vgl. Tam, Til­burg & Chan 2022). Die Teil­neh­men­den sind letzt­lich noch mehr gelang­weilt.

Die Bedeu­tung der Erwar­tung

Was könnte die­sen Effekt erklä­ren? Die For­scher aus der letz­ten Stu­die schla­gen zwei Mög­lich­kei­ten vor: Einer­seits schenkt man einem Gespräch weni­ger Auf­merk­sam­keit, von dem man glaubt, dass es lang­wei­lig sein wird. Und die­ses ver­min­derte Enga­ge­ment führt schluss­end­lich dazu, dass man sich gelang­weilt fühlt.

Ande­rer­seits stellt man sich mög­li­cher­weise auch auf die Ele­mente ein, auf wel­che die vor­ge­fasste Mei­nung passt. Und dies führt dazu, dass man sich gelang­weilt fühlt, als wenn man neu­gie­rig daran gegan­gen wäre.

Par­al­le­len kön­nen auch zu der Placebo-​​Forschung gezo­gen wer­den. In die­ser zeigte sich zum Bei­spiel in Dop­pelb­lind­stu­dien, dass Men­schen von Neben­wir­kun­gen von Medi­ka­men­ten geplagt wer­den, obwohl sie in der Pla­ce­bo­gruppe sind – also in der Gruppe, in der die Medi­ka­mente kei­nen Wirk­stoff hat­ten.

Die Erwar­tung im Coa­ching

In eine Coaching-​​Perspektive über­tra­gen, lenkt die eigene Erwar­tung die Wahr­neh­mung, die Ver­ar­bei­tung der auf­ge­nom­me­nen Infor­ma­tio­nen, das Ver­hal­ten und die Inter­ak­tion. Mit ande­ren Wor­ten: Ein Coa­ching wird nie lang­wei­lig sein, wenn wir unser Gegen­über als inter­es­sant, neu­gie­rig und offen „erwar­ten“. Die soge­nannte Erwar­tungs­ver­zer­rung betrifft so gese­hen alle unsere Erwar­tun­gen.

In der Grund­la­gen­aus­bil­dung zum Men­tal Coach arbei­ten wir inten­siv an den Mög­lich­kei­ten den inne­ren State (Zustand) gezielt ver­än­dern zu kön­nen und somit die Erwar­tun­gen. Eine wich­tige Fähig­keit für Men­schen, die Men­schen wert­frei und lösungs­ori­en­tiert beglei­ten kön­nen wol­len.

Eine Frage, die du dir stel­len kannst, bevor du in eine Per­son oder eine Gruppe von Men­schen triffst, ist: „Was erwarte ich von der Zeit mit der Per­son?“ Ist es Lan­ge­weile, Unver­ständ­nis, Stress, Streit? Wenn es nichts ist, was du erle­ben möch­test, dann ändere deine Erwar­tung in etwas Posi­ti­ves. Es wird aus einer sys­te­mi­schen Per­spek­tive hel­fen, das Tref­fen posi­tiv zu beein­flus­sen.

So kann nicht nur der nächste „lang­wei­lige“ Film unter­halt­sam wer­den.

Die Erwar­tung posi­tiv beein­flus­sen

Für Men­schen, die zum ers­ten Mal ein Coa­ching auf­su­chen, zeigt deren Erwar­tung wahr­schein­lich nicht in eine nütz­li­che Rich­tung. Dies ist wenig über­ra­schend. Wor­auf soll sich jemand ein­stel­len, der noch nie erlebt hat, wie ein Coa­ching abläuft? Kurz gesagt: Was soll die Per­son erwar­ten? Gewöhn­lich haben Men­schen in voll­kom­men neuen Situa­tio­nen einen höhe­ren Akti­vie­rungs­zu­stand, um Gefah­ren recht­zei­tig erken­nen zu kön­nen. So auch hier.

Dies kann zum Bei­spiel ent­span­nend beein­flusst wer­den, indem man die Frage stellt: „Wie möch­test du das Coa­ching begin­nen? Möch­test du ein­fach mal erzäh­len? Oder möch­test du, dass ich dir erzähle, wie ein Coa­ching ablau­fen kann? Oder möch­test du gleich auf ein Thema ein­stei­gen?“ Mit einer Aus­wahl an ziel­ori­en­tier­ten Mög­lich­kei­ten ver­än­dert die Per­son ihre Erwar­tung in eine andere Rich­tung.

Mit dem Ein­bin­den in den Pro­zess erlebt der Coa­chee, dass keine wirk­li­che Gefahr besteht. Der Coa­chee bestimmt mit. Wenn die Per­son schon erfah­re­ner mit dem Set-​​up ist, reicht auch die Frage: „Wie möch­test du heute begin­nen?“

Zusam­men­fas­sung

Alle Men­schen haben Erwar­tun­gen, unab­hän­gig davon, ob sie erwünscht sind oder nicht. In ganz neuen Situa­tio­nen sind Men­schen akti­viert und in gewohn­ten Umstän­den eher nicht. Das kön­nen wir ver­su­chen, posi­tiv zu beein­flus­sen, indem wir das Gegen­über in den Ver­lauf der nächs­ten Schritte ein­be­zie­hen. Wenn wir selbst in eine gewohnte oder auch unge­wohnte Situa­tion kom­men, kön­nen wir unsere eigene Erwar­tung bewusst in einen nütz­li­chen Zustand brin­gen. Denn was wir erwar­ten, kann zu einer selbst­er­fül­len­den Pro­phe­zei­ung wer­den. Lan­ge­weile wird erwar­tet, Lan­ge­weile wird erlebt.

Mit ande­ren Wor­ten: „Ändere deine Erwar­tung in das, was du erle­ben willst.“


Refe­ren­zen

  • Geers & Las­si­ter (1999): Affec­tive Expec­ta­ti­ons and Infor­ma­tion Gain: Evi­dence for Assi­mi­la­tion and Con­trast Effects in Affec­tive Expe­ri­ence.
  • Tam, Til­burg & Chan (2022): Wha­te­ver will bore, will bore: The mere anti­ci­pa­tion of bore­dom exa­cer­ba­tes its occur­rence in lec­tures.

 

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