Warum Howard nur kurz von seiner Phobie befreit wurde
Zur Hauptsendezeit von NBC’s America’s Got Talent, einer Talentshow, die in den USA ausgestrahlt wird, befreit ein Hypnotiseur einen der Juroren von seiner Mysophobie. Die Angst vor Bakterien, Viren und ansteckenden Krankheiten hat Howard seit über 50 Jahren. Aber: Aus technischer Sicht eine gute, aus therapeutischer Sicht eine Fehlleistung des Hypnotiseurs.
Es ist die zehnte Staffel und erste Episode von America’s Got Talent. Chris, ein Hypnotiseur, wird eine Hypnoseshow durchführen. Und damit das Publikum weiss, dass hier nicht mit Tricks oder mit Schauspielern gearbeitet wird, wählt er einen der Juroren aus: Howard Mandel. Was Howard nicht weiss, ist, was Chris mit ihm in den nächsten Minuten vorhat.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Howard Mandel seit seinem siebten Lebensjahr an Mysophobie leitet. Ein dramatisches Erlebnis verankerte die Angst in ihm, weshalb er niemandem die Hand gibt. Der Hypnotiseur will ihn ohne sein Wissen auf der Bühne davon befreien.
Schau Dir hier das Video an, was in den 7 Minuten passiert.
Es ist spektakulär zu sehen, wenn ein Hypnotiseur vor einem Millionenpublikum eine Person hypnotisiert und sie von einer Angst befreit. Aus technischer Sicht eine sehr gute Leistung. Wer Hypnose lernen will, sollte sich das zum Ziel setzen.
Aus therapeutischer Sicht beurteilt, war der Auftritt eine komplette Fehlleistung. Howard wusste weder, was Chris mit ihm vorhatte, noch gab er sein Einverständnis dazu. Unter Coaches und Therapeuten nennt man dies Zwangsbeglückung. Für einzelne Trainerkollegen hat dies sogar Missbrauchs-Charakter. Es überrascht nicht, dass die Angst deshalb nach kurzer Zeit wieder da war.
Auf die 7 Minuten in America’s Got talent gab es eine Nachspielzeit.
Die Show selbst dauerte nur wenige Minuten. Howard sagte am nächsten Morgen aber, dass er mindestens 20 bis 30 Minuten hypnotisiert war. «Nachdem ich die Aufzeichnung gesehen hatte, war ich entsetzt. Die Hypnose hat mich nicht von der Krankheit befreit, sondern mich in Therapie geschickt», so seine Aussage.
Hier siehst Du in einem Beitrag, was Howard am Morgen nach der Show sagt.
Bereits am nächsten Tag, wenn nicht sogar noch am gleichen Abend, war die Angst wieder zurück. Und nicht nur die Angst, sondern vermutlich auch eine Stabilisierung der Thematik.
Eine der grössten Gefahren in der Hypnosetherapie ist, dass falsch therapiert wird. Damit kann die Thematik verschlimmert oder stabilisiert werden, was beides nicht im Interesse des Klienten ist. Beim Erlernen von Hypnose ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen. Ein guter Hypnosetherapeut handelt immer mit einem Plan und im besten Interesse des Klienten.
Vermeide diese Fehler und stelle Deinen Klienten ins Zentrum
Es ist einfach, eine person zu hypnotisieren. Das lernst Du in einer Hypnoseausbildung bereits am ersten Tag. Wenn das Ziel eine erfolgreiche Intervention und Veränderung für einen Klienten ist, verwende einen klaren Prozess. Die folgenden 5 Punkte zeichnen grob auf, was Du brauchst. Du wirst erkennen, welche Punkte in der Geschichte von Howard gefehlt haben.
Punkt 1: Rapport, Beziehungsaufbau, Framing
Der erste Punkt bildet die Grundlage. Hier werden drei Fragen beantwortet: Will der Klient sich verändern? Will der Hypnotiseur mit dem Klienten arbeiten? Vertraut der Klient, dass der Hypnotiseur ihn unterstützen kann? Wenn alle drei Fragen mit Ja beantwortet sind, ist das Fundament gebaut.
Hierher gehört auch, Hypnose zu erklären. «Was ist es und was ist es nicht?» Auch das Klären der Haltung des Hypnotiseurs und eventuell auch die Haltung des Klienten. Dein Resultat ist eine vertrauensvolle Beziehung.
Punkt 2: Ziele bestimmen
Es ist wichtig, erst die Ziele zu bestimmen, bevor wir ins Problem eintauchen. Wir wollen den Klienten in einen guten mentalen Zustand bringen. Denn in einer guten Energie und mit einer guten Laune lässt sich mehr bewegen. Hier werden Fragen beantwortet wie: «Was möchte der Klient erreichen, wohin möchte er, wie sieht das Ziel aus?»
Dein Resultat ist eine absolute Klarheit der Ziele.
Punkt 3: Problem umreissen
Es gibt Möglichkeiten, die Du in unserer Hypnose-Ausbildung lernst, mit denen Du als Hypnosetherapeut nichts vom Problem wissen musst. Ich beschreibe den Punkt der Vollständigkeit halber trotzdem:
Für einen Hypnosetherapeuten ist der Inhalt nicht sonderlich wichtig. Auf einer menschlichen Ebene ist jedoch empathisches Zuhören ein Mehrwert. Daher macht es Sinn, dem Klienten hier Beachtung zu schenken. Wir bauen den Rapport mit dem Klienten weiter aus und stärken die Beziehung.
Dein Resultat ist eine vertrauensvollere Beziehung. Eventuell Wissen über das Problem.
Punkt 4: Intervention
Wir haben das Fundament gelegt, wir kennen das Ziel des Klienten, wir wissen, was das Problem ist. Jetzt folgt die eigentliche Arbeit. (Anm.: Ich denke, jetzt ist klar, was im Fall oben fehlte.) Mit welcher Methode oder welchem Vorgehen, das liegt in der Regel in der Hand des Hypnosetherapeuten, ausser wenn es im Schritt 1 oder 2 anders entschieden wurde.
Dein Resultat ist eine erfolgreiche hypnotische Intervention.
Punkt 5: Nachkontrolle
Mit den ersten vier Punkten inklusive Intervention ist der Veränderungsprozess noch nicht abgeschlossen. In der Hypnosesitzung ist sehr viel möglich, manchmal auch Wunder in einer Sitzung. In der Regel erlebt der Klient erst im richtigen Leben, ob sein Ziel erreicht wurde. Deshalb gehört in den Prozess einer professionellen Hypnosetherapie immer eine vereinbarte Nachkontrolle.
Dein Resultat ist absolute Klarheit über das Resultat der Hypnosetherapie.
Resümee
Klientenzentrierte Hypnosetherapie stellt immer den Menschen ins Zentrum. Sich ganz auf den Klienten einzulassen und die Technik dem unterzuordnen, ist therapeutisch einwandfreies Arbeiten.
In unserer Hypnose-Ausbildung lege ich einerseits Wert auf technisch einwandfreies Arbeiten, andererseits darauf, dass mit den 3 Ebenen moderner Hypnosetherapie flexibel gearbeitet werden kann. Ganz im Sinne des Klienten.