Viele Menschen fragen: «Funktioniert Hypnose?», oder behaupten, dass die Wirkung reine Einbildung sei. Und auch heute noch, nach Jahren polarisierender Diskussionen, scheiden sich die Geister. Zwischen denen, die Hypnose erfolgreich einsetzen und jenen, die sie als Hokuspokus abstempeln.
Doch was ist mit den zahlreichen Krankenhäusern, in denen Operationen mit Hypnose ohne pharmazeutische Anästhesie durchgeführt werden? Oder die ebenso zahlreichen Zahnärzte, welche Hypnose bei Behandlungen einsetzen? Und die in Hypnose geschulten Teams für Notfalleinsätze? Auch alles Hokuspokus und eingebildete Wirkung?
Der Glaube, dass Hypnose nicht funktioniere, liegt meiner Erfahrung nach an dem falschen Bild von Hypnose und den Missverständnissen. Das mag zum einen auch daran liegen, wie in Bühnenshows, Film und Fernsehen Hypnose unvorteilhaft präsentiert wird. Nichtsdestotrotz deckt die Wissenschaft die neurologischen Geheimnisse der Hypnose immer weiter auf. Sie beweist, dass Hypnose eine effektive Therapie mit einer wissenschaftlichen Evidenz ihrer Effektivität und zahlreicher beiläufiger positiver Vorteile ist.
Was passiert in Trance?
Das heutige bessere Verständnis über Hypnose zeigt, dass es sich um neurologische Alltagsphänomene handelt, die formell nutzbar gemacht werden. Und nicht wie das Verständnis der Vergangenheit war, dass der Hypnotiseur Kontrolle über hypnotisierte Personen hat, und die Veränderung herbeiführt. Ganz im Gegenteil, in der Hypnose haben Menschen mehr „Kontrolle“ als in ihrem Alltagserleben. Wobei das Wort Kontrolle keine klare Definition darstellt. Denn kontrollieren können/müssen wir glücklicherweise keine unserer Organismusfunktionen.
In Trance ist das Gehirn von hypnotisierten Personen in einer Art erhöhter fokussierter Aufmerksamkeit und Konzentration. Und zwar so, dass sogar Ereignisse um sie herum an Beachtung verlieren, so dass sie sich in einer Session nur auf Suggestionen konzentrieren. Genauso verhält es sich auch mit Selbsthypnose.
Als Beobachter scheint eine hypnotisierte Person zu schlafen. Es wäre ein Fehler, etwas nur aufgrund seiner Erscheinung zu beurteilen. Meistens bedarf es einen zweiten, genaueren Blick, um die Wahrheit zu sehen. Klienten sind in dem Zustand alles andere als schlafend. Wissenschaftlich kann heute mit bildgebenden Verfahren nachgewiesen werden, wie sich das Gehirn funktional in einer Hypnose verändert[1].
Wie funktioniert Hypnose wissenschaftlich gesehen?
Neurowissenschaftlich können viele Funktionen des Gehirns bis heute nicht erklärt werden. So auch, was genau im Gehirn mit Hypnose passiert. Was jedoch gezeigt werden kann, ist, dass sich das Gehirn verändert. Der hypnotische Zustand ist, mit einfachen Begriffen erklärt, weder schlafend noch wach. Am nächsten kommt der Zustand dem Tagträumen – ein Zustand, den Menschen auch ohne formelle Hypnose jeden Tag unwillkürlich erleben.
Seit 1979 von Benjamin Libet[2] in Untersuchungen erstmals formuliert, wissen wir, dass praktisch jeder im bewussten Denken wahrgenommene Prozess ca. 500 Millisekunden im Zwischenhirn vorentschieden ist. Gleichzeitig sind eben diese unwillkürlichen Prozesse immer schneller und stärker.
Es ist demnach wenig richtig daran, wenn man sagt, dass das, was als Unterbewusstsein bezeichnet wird, in der Hypnose die Kontrolle übernimmt. Ganz im Gegenteil, „es“ hat die ganze Zeit die Kontrolle. Wir ermöglichen zusammengefasst mit in Ausbildungen gelernten hypnotischen Vorgehensweisen einen direkteren Draht zu diesen Instanzen aufzubauen.
Das nächste Mal, wenn jemand behauptet, dass Hypnose nicht funktioniere, weisst du, dass das falsch ist. Wissenschaftlich ist bereits bewiesen, dass Hypnose funktioniert.
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Referenzen
[1] OAKLEY, D.A., WARD, N.S., HALLIGAN, P.W., FRACKOWIAK, R.S.J., (2003) Differential brain activations for malingered and subjectively ‘real’ paralysis. In P.W. Halligan, C. Bass and D.A. Oakley (eds) Malingering and Illness Deception. Oxford: Oxford University Press, pp. 267-284.
[2] Libet, Benjamin; Wright Jr., Elwood W.; Feinstein, Bertram; Pearl, Dennis K. (1979). “Subjective Referral of the Timing for a Conscious Sensory Experience – A Functional Role for the Somatosensory Specific Projection System in Man”. Brain. 102: 193 – 224. doi:10.1093/brain/102.1.193.