EMDR bei chronischen Rückenschmerzen

EMDR bei chro­ni­schen Rücken­schmer­zen

Jeder Vierte von 4,6 Mil­lio­nen Frauen und Män­nern in der Schweiz lei­det unter chro­ni­schen Rücken­schmer­zen. Eta­blierte The­ra­pie­for­men zei­gen hier­bei nur mäs­si­gen Erfolg. Eine Stu­die der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg konnte zei­gen, dass unter Zuhil­fe­nahme der EMDR-​​Methode eine signi­fi­kante und nach­hal­tige Schmerz­lin­de­rung erreicht wer­den konnte.

Jeder vierte Schwei­zer zwi­schen 15 und 74 Jah­ren lei­det unter chro­ni­schen Rücken­schmer­zen. Nach Anga­ben der Rheu­ma­liga Schweiz sind 85% die­ser Beschwer­den als unspe­zi­fi­sche Rücken­schmer­zen zu bewer­ten. Dabei han­delt es sich zum Bei­spiel um Mus­kel­ver­span­nun­gen oder Erkran­kun­gen der Fas­zien.

Chro­ni­sche Rücken­schmer­zen sind sehr weit ver­brei­tet und haben einen stark nega­ti­ven Ein­fluss auf die Lebens­qua­li­tät. Obwohl zahl­rei­che The­ra­pie­an­sätze zur Behand­lung chro­ni­scher Rücken­schmer­zen exis­tie­ren, bleibt deren Wir­kung oft aus.

Mitt­ler­weile ist bekannt, dass der physisch-​​somatische Schmerz­cha­rak­ter von einer wesent­li­chen emo­tio­na­len Kom­po­nente beglei­tet und beein­flusst wird. Im Rah­men einer Schmerz­chro­ni­fi­zie­rung konnte gezeigt wer­den, dass sich der Schmerz­fo­kus in emo­tio­nale Gehirn­be­reich ver­schiebt. Dies führt dazu, dass Schmer­zen trotz übli­chen, eta­blier­ten Behand­lungs­for­men beste­hen blei­ben.

Was ist EMDR?

EMDR (Eye move­ment desen­si­ti­sa­tion and repro­ces­sing) ist ein psy­cho­the­ra­peu­ti­scher Ansatz. Diese Methode wurde ursprüng­lich ent­wi­ckelt, um emo­tio­na­len Stress aus trau­ma­ti­schen Erin­ne­run­gen zu eli­mi­nie­ren. Beim Pro­zess des EMDR han­delt es sich um ein stan­dar­di­sier­tes Behand­lungs­pro­to­koll. Dabei wer­den stö­rende Gedan­ken, Emo­tio­nen und phy­si­sche Emp­fin­dun­gen (wie Schmer­zen) neu ver­ar­bei­tet und neu inte­griert. Heut­zu­tage gilt EMDR als eine empi­risch vali­dierte und eta­blierte Behand­lungs­form für post­trau­ma­ti­sche Belas­tungs­stö­run­gen. Auch die Wirk­sam­keit von EMDR bei Depres­sion ist wis­sen­schaft­lich gut unter­sucht.

Stu­di­en­de­sign

In einer ran­do­mi­sier­ten, kon­trol­lier­ten Pilot­stu­die erhiel­ten alle Teil­neh­mer die übli­che evi­denz­ba­sierte, medi­zi­ni­sche Behand­lung bei chro­ni­schen Rücken­schmer­zen (Bera­tung, Phy­sio­the­ra­pie, indi­vi­du­elle Schmerz­me­di­ka­tion). Die Stu­di­en­teil­neh­mer lit­ten bereits zwi­schen 2 und 50 Jah­ren an Rücken­schmer­zen, viele sogar mehr als 10 Jahre.

Die Hälfte die­ser Teil­neh­mer erhielt zusätz­lich ambu­lante EMDR-​​Interventionen (alle zwei Wochen für 90 Minu­ten).  Zwi­schen die­sen bei­den Grup­pen wurde das Aus­mass der Schmerz­lin­de­rung ver­gli­chen (nach 6 Mona­ten, 10 Ses­si­ons, 6 Monate nach Abschluss).

Um die Stu­di­en­er­geb­nisse zu quan­ti­fi­zie­ren, wurde die Schmer­zin­ten­si­tät, die Beein­träch­ti­gung der Lebens­qua­li­tät und die sub­jek­tive Ver­än­de­rung der Pati­en­ten eva­lu­iert.

Ergeb­nisse

In der Pati­en­ten­gruppe mit zusätz­li­cher EMDR-​​Behandlung wie­sen 45% eine Reduk­tion der Schmer­zin­ten­si­tät auf, 50% zeig­ten eine Reduk­tion der nega­ti­ven Beein­träch­ti­gung durch Schmer­zen, und 50% die­ser Teil­neh­mer zeig­ten sich sub­jek­tiv zufrie­den mit den Ergeb­nis­sen. In der Kon­troll­gruppe hin­ge­gen (evi­denz­ba­sierte medi­zi­ni­sche Behand­lung) konn­ten für alle drei Mess­pa­ra­me­ter 0% ermit­telt wer­den.

Dem­zu­folge ver­bes­sert EMDR die Fähig­kei­ten der Schmerz­be­wäl­ti­gung und die Ein­stel­lung zum Schmerz. Der beschrie­bene Effekt ist nach­hal­tig mess­bar (6 Monate).

Den Ergeb­nis­sen zufolge ist EMDR eine sichere und effek­tive Methode, die Pati­en­ten mit unspe­zi­fi­schen chro­ni­schen Rücken­schmer­zen ange­bo­ten wer­den sollte.

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