Vor knapp 10 Jahren besuchte ich aus Neugierde ein Referat zum Thema «Stimme». Der Referent, eine Grösse im Stimmcoaching-Bereich, weckte mein Interesse innerhalb der ersten Minuten, als er das Publikum vollständig mit seiner Stimme fesselte. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass eine Stimme zwar vorhanden ist, aber nicht trainiert werden müsse. Selbstverständlich kannte ich Märchenerzähler, Fernsehsprecher und Sänger. Nur war das Bild von diesen Berufsgattungen noch weit von der Hypnose entfernt, so dass ich bis zu diesem Zeitpunkt die Verbindung nicht machte.
Bis zu diesem Moment bestand meine Überzeugung darin, dass “besser hypnotisieren zu können” das Lernen neuer Techniken oder Vorgehensweisen bedeutet. Die Argumentation war klar und gleichzeitig flach: Wer besser hypnotisieren will, der muss Techniken üben. Daher lernte ich bis zu dem Zeitpunkt unzählige Formen der Hypnose, absolvierte Blitz- und Schnellhypnose-Seminare und lernte zahlreiche interessante Techniken.
Jedoch hatte mir bis dahin noch niemand in einer Hypnoseausbildung nahegelegt, dass die Stimme das wohl wichtigste Werkzeug beim Hypnotisieren und beim Aufbau von Rapport ist. Denn entgegen landläufiger Meinungen überträgt die Stimme – neben den hoffentlich farbigen Bildern – auch die Gemütsverfassung des Hypnotiseurs ungefiltert auf den Klienten. Dies vor, während und nach der Hypnose.
Und wenn wir es ganz genau nehmen, ist dann, wenn Klienten die Augen geschlossen haben, die Stimme und was die Stimme überträgt der wohl wichtigste Kanal.
Die Stimme ist mehr als das gesprochene Wort
Zusammen mit den paraverbalen Faktoren wie Sprachmelodie, Sprechtempo, Betonung, Lautstärke, Stimmlage macht die nonverbale Kommunikation weit über 90% einer Botschaft aus. Für verbale Kommunikation ist da nicht mehr viel Platz.
Nach meiner ersten Erfahrung in dem Referat besuchte ich ein 6-tägiges Stimm- und Sprechtraining in Zürich, unter dem ich mir anfangs gar nichts vorstellen konnte.
In vielen mir unbekannten und anfangs kurios erscheinenden Übungen wurde uns beigebracht, wie wir den Resonanzkörper bis in die Zehen erweitern sollten. Auch nach 6 Tagen schaffte ich es nur bis zu den Oberschenkeln, wovon ich dennoch sehr begeistert war, nachdem ich im Brustraum angefangen hatte.
Sprecher und Schauspieler mit weitaus mehr Erfahrung konnten ihre Stimme in den Zehen spüren. Aber auch ohne dieses Erlebnis war das Seminar für mich mehr als ein Highlight.
Meine Begeisterung steigerte sich exponentiell, als ich die erste Hypnose nach dem Stimmtraining durchführte. Bereits im Vorgespräch, nach ca. 10 bis 15 Minuten, wurde der Blick meines Klienten glasig. Ein Anzeichen einer Trance und ein Zeichen für guten Rapport. Früher kam das seltener vor. Das hätte natürlich auch Zufall sein können, und so testete ich die nächsten Sitzungen mit vorbereitenden Stimmübungen, um sicher zu sein, dass dies kein Zufall war. Und es war kein Zufall – etwas hatte sich in den Sitzungen signifikant entwickelt.
“Eine angenehme Stimme ist sehr oft mit sonst übrigens guten Eigenschaften des Leibes und der Seele verbunden.”
– Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)
Die Sitzungen waren durchwegs von einem sichtbar besseren Rapport geprägt und Klienten konnten sich schneller auf den Tranceprozess einlassen. Die Sitzungen waren erfolgreicher.
Und das lag weder an den Techniken noch an den Hypnoseprozessen, sondern daran, wie meine Stimme auf die Klienten wirkte, wie mir bestehende Klienten erklärten. Ich war so in der Lage, mit meiner trainierten Stimme schneller einen besseren Rapport aufzubauen.
Auch wenn das 6-tägige Stimmtraining keine Stimmausbildung ist, wie sie ein Sprecher, Sänger oder Schauspieler absolviert, hatte sie einen spürbaren Effekt auf meine Stimme und deutliche Wirkung auf meine Klienten.
Stimmcoaching, ein Ausbildungsbaustein
Mit dem Ausbau der Ausbildungen bei der Mindgroup Coaching Academy habe ich daher entschieden, dass zwei Tage Stimmcoaching zur Ausbildung eines Mental Coach dazugehören. Ein Seminar, das für jeden Interessierten offen ist.
Für Coaching und Therapie ist die Stimme – meiner Erfahrung nach – eines der wichtigsten Werkzeuge, um Rapport bei Klienten aufzubauen. Wissen, das ich gerne schon vor 20 Jahren gehabt hätte.
Kürzlich war ich im Tonstudio und habe einen Hypnosetext aufgenommen, der ein Bestandteil in der Hypnoseausbildung ist.
Wenn Du möchtest, kannst Du Dir die Aufnahme hier ohne Nebeneffekte anhören. Suche Dir dafür für 10 Minuten einen ruhigen Platz für Dich, an dem Du die Augen schliessen kannst, um genau hinzuhören.