Mit dem Buch „Coaching, Beratung und Gehirn“ haben die Autoren Prof. Gerhard Roth und Dr. Alica Ryba ein Standardwerk für Coachs und Berater geschaffen, die sich selbst als „professionell“ bezeichnen wollen. Es bietet einen sehr grossen Fundus an Wissen für eine umfassendere Qualifizierung für den beratenden Leser und kann sich zurecht als „Standardwerk“ bezeichnen.
„Das erste neurowissenschaftlich fundierte Grundlagenwerk für Coaching“, steht auf dem Klappentext und verspricht damit nicht zu viel. Es beleuchtet Coaching und psychotherapeutische Interventionsmethoden aus neurologischer Sicht und hinterfragt kritisch und wissenschaftlich fundiert deren Wirksamkeit – von der Psychoanalyse über verschiedene Verhaltenstherapieformen bis zur Hypnosetherapie.
Wie kann Coaching und Psychotherapie klar getrennt werden?
Von den Ergebnissen in diesem Buch können besonders Coaching und seine ungezählten Derivate profitieren. Denn auch wenn wir vielleicht die Erfahrung gemacht haben, dass Coaching wirken kann, wissen wir viel zu wenig darüber: Und zwar wie und warum Coaching wirkt. Meistens bestehen die in Coaching-Seminaren vermittelten Inhalte aus manchmal mehr oder weniger diskutablen Philosophien, Selbsterfahrung und daraus resultierenden vermittelten Vorgehensweisen.
Beeindruckend fand ich die Diskussion über die Abgrenzung zur Psychotherapie, die vielen Personen Schwierigkeiten bereitet. Ganz zu schweigen von der rechtlichen Lage, die zumindest in Deutschland, Österreich und der Schweiz rege diskutiert wird. Auch wenn Vertreter der beiden Pole Psychotherapie und Coaching eine eindeutige Trennlinie anstreben, wird in diesem Buch klar, dass beide Pole ein Kontinuum sind, die einen grösseren Überschneidungsbereich haben als oft angenommen.
Was wirkt in Coaching und Psychotherapie?
Der Ausflug in die Forschung der Psychotherapie ist ernüchternd als auch lehrreich zugleich. Er zeigt auf, wie wenig Einfluss die unterschiedlichen psychotherapeutischen Richtungen an sich auf den Therapie- und Coachingerfolg haben. Gefallen fand ich auch an der Übersicht über die spezifischen Wirkfaktoren und möglichen Ansatzpunkte für Coaching und Psychotherapie. Spannend relativiert wurde der Bereich mit kritischen Bemerkungen über den Streit der sich (leider) konkurrierenden Schulen.
„Bei allen Tools und Methoden, bei allen elektrischen und chemischen Reaktionen in unserem Körper bleibt die Qualität der Bindung zwischen Coach/Therapeut und Klient/Patient ein zentraler Faktor für Erfolg oder Misserfolg“. Diese Aussage und der Umstand, dass Verhaltenssteuerung hauptsächlich auf limbischen Ebenen stattfindet, zeigt, auf welchen Ebenen unseres Gehirns Psychotherapie, Beratung und Coaching bestenfalls ansetzen müssen. Ein Satz, der sich in unseren Seminaren bereits gefestigt hat.
Was bietet das Buch?
Für den Leser, der mit traditionellen als auch mit aktuellen Konzepten vertraut ist, bietet das Buch wenig Revolutionäres. Es bietet jedoch fundierte Grundlagen für eine neurologisch wirksame Praxis. Denn alle, die mit Menschen arbeiten, sei es Hypnose, mentales Coaching, iEMDR oder systemische Ansätze, greifen auf dieselben neurologischen Grundstrukturen zurück. Und da vermittelt es ein tiefgreifendes Verständnis der verschiedenen Interventionsansätze und deren Wirkungsweise, was in keiner Praxis fehlen dürfte.
Die Autoren schliessen das umfassende Buch mit der Vorstellung eines wirksamen Modells ab, das Möglichkeiten bieten kann, um seine Beratungspraxis auf den neuesten Stand zu bringen. Ein sich über 20 Seiten erstreckendes Literaturverzeichnis komplettiert die vermittelten wissenschaftlichen Ansätze des Buches und schliesst dieses überzeugend ab.
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