Manche Menschen glauben, dass die Kommunikation beendet sei, wenn Sie eine Frage gestellt oder eine Aussage getroffen haben. Ähnlich einer Strasse, die nur in einer Richtung befahren wird. Dass dem nicht so ist, hören wir tagtäglich in Missverständnissen. Kommunikation ist eine mehrspurige Kreuzung ohne Signalanlagen. Und wer den Verkehr regeln kann, einigt sich besser. Nur was macht Kommunikation auch im Coaching schwierig? Wieso ist es manchmal so schwer zu begreifen, was jemand sagt? Und das, obwohl man jedes Wort versteht?
Das liegt daran, dass Sprache ein Repräsentationssystem ist. Wir denken in Bildern, Geräuschen, Gefühlen, Geschmäckern und Gerüchen. Aber wir denken auch in Worten. Mit Worten können wir über Dinge reden, die wir niemals erlebt haben. Man könnte Sprache auch als Metapher betrachten. Sie zeigt auf Dinge jenseits ihrer selbst. So wie ein Finger, der auf den Mond zeigt. Aber der Mond ist immer wichtiger als der Finger. Man sollte also nie einen Wegweiser mit dem Ziel verwechseln. Manchmal passiert das trotzdem. Und das macht Kommunikation schwierig.
“Ich weiss, dass ich nichts weiss.” – Sokrates
Um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, hilft einem Coach in der Kommunikation die gute Haltung. „Ich weiss, dass ich nichts weiss“, ein Zitat von Sokrates. Es deutet an, mit welcher Haltung eine tiefgreifende Kommunikation erfolgreich geführt wird. Diese besteht aus der ständigen Bereitschaft. Und zwar stets zu überprüfen, was man erlebt. Tut man das nicht, läuft man Gefahr, sich im Sumpf eigener Deutungen zu verlieren.
Im Folgenden ein praktisches Beispiel, wie besser kommuniziert werden könnte. Angenommen, eine alte Bekannte kehrt aus den Ferien zurück und du möchtest genau erfahren, wie der Urlaub war. Sie deutet an, dass die zwei Wochen an der italienischen Adria erlebnisreich und erholsam waren. Sie sagt: „Nur die Hinreise mit dem Auto war etwas anstrengend“. Mit der Aussage benutzt sie unbewusst zwei neurologische Verarbeitungsprozesse.
Tilgen: Aspekte weglassen → „Der Tag war ruhig.“
Zum einen tilgt sie dabei Informationen. Mit ihrer Aussage sagt sie nicht, was sie alles während der achtstündigen Hinreise erlebt hat. Würde sie dir ganz genau davon erzählen, was sie während dieser Zeit mit ihren 5 Sinnen alles erlebt hat, bräuchte sie mehr als die 8 Stunden. Indem sie Informationen löscht, lässt sie unwichtige Dinge ihrer Erfahrung aus.
Während du diese Worte hier liest, nimmst du die Temperatur des Raumes wahr. Vielleicht nimmst du auch wahr, wie sich der Stuhl anfühlt, auf dem du sitzt. Wenn du all jene Informationen bewusst verarbeiten müsstest, wärst du zügig überlastet. Jeder von uns würde sich dann in einem Meer von Informationen untergehen sehen.
Mögliche Fragen, die du stellen könntest, um getilgte Informationen in einer Kommunikation aufzudecken, sind z. B.:
- Wie genau seid ihr nach Italien gereist?
- Wann seid ihr genau nach Italien gereist?
- Wohin genau seid ihr nach Italien gereist?
Generalisieren: Ein Beispiel, das für eine ganze Gruppe von Erfahrungen repräsentativ sein soll. → „Französischer Wein ist der beste.“
Des Weiteren verallgemeinert sie viele Informationen. Sie sagt: „Die Hinreise war etwas anstrengend“. Dadurch weisst du nicht, was für sie anstrengend war. Vielleicht sind längere Fahrten generell „anstrengend“ abgespeichert.
Verallgemeinerungen, oder auch Generalisierung in der Kommunikation genannt, sind wichtig. Sie sind die Basis des Lernens. Wir lernen Regeln aufgrund vieler Beispiele und wenden sie später an. So kann man Neues besser verstehen. Meistens ist der Prozess nützlich. Aber manchmal ist er weniger hilfreich. Fragen, um die Prozesse aufzudecken, sind:
- Was genau war anstrengend auf der Hinreise?
- Wann genau war es anstrengend auf der Hinreise?
- Wie genau hast du festgestellt, dass es anstrengend war?
Verzerren: Wir geben manchen Aspekten eine Erfahrung mehr Gewicht als anderen. → „Laut zu sein, ist unhöflich.“
Der dritte Verarbeitungsprozess fällt dir auf, als deine Bekannte deine Frage „Was war für dich auf der Hinreise anstrengend?“ beantwortet. „Mein Mann fährt wie mein Vater und dabei wird mir schlecht“, ist ihre Aussage. In der Kommunikation nennen wir das eine Verzerrung.
Bei Verzerrungen werden Erfahrungen auf verschiedene Weise umgewandelt und verdreht. Es ist ein Prozess, bei dem wir in der Lage sind, unsere Kreativität zu nutzen, um neue Möglichkeiten und künstliche Realitäten zu erschaffen. So finden wir etwa Verzerrungen in der Musik, Literatur, Philosophie und Kunst. Denke nur mal an das markante Werk „Der Schrei“ von Edward Munch aus dem Jahre 1893. Es versinnbildlicht die negativen Probleme des 20. Jahrhunderts, also die Entfremdung der Gesellschaft und die Einsamkeit.
In Bezug zu unserem Beispiel könntest du folgende Fragen stellen, um Verzerrungen zu entkräften:
- Fährt dein Mann immer wie der Vater?
- Wird dir immer schlecht, wenn dein Mann fährt?
- Wurde dir auch schon nicht schlecht, wenn dein Vater fuhr?
Zusammenfassung
Mit Sprache können wir in bestimmten Grenzen grenzenlos kreativ sein. Einerseits können die falschen Worte benutzt werden. Andererseits ist der Erfahrungshorizont meist unterschiedlich. Und dadurch können Missverständnisse entstehen.
Die Wirklichkeit einer anderen Person kennen wir nicht. Und so bleibt jedes gesprochene Wort einer Person eine Vermutung. Mit der Haltung: „Ich weiss, dass ich nichts weiss“, lassen wir eine Neugierde für das Gehörte wachsen. Ist sie gross genug, lernen wir, die richtigen Fragen zu stellen. Und mit den richtigen Fragen decken wir die Generalisierungen, Tilgungen und Verzerrungen auf.
Bessere Kommunikation ist in dem Sinne: gutes Zuhören, richtige Aussagen treffen und stetes Überprüfen, dass die Nachricht angekommen ist. Hält man dies ein, kann Coaching ein Erfolg werden. Damit kann der kommunikative Verkehr geregelt werden.
In unserer achtwöchigen «NLP Practitioner Ausbildung» vermitteln wir das Wissen und die Kompetenzen für bessere Kommunikation. Neben den hier genannten drei neurologischen Gestaltungsprozessen vertiefen wir lösungsorientierte Fragestrukturen.